Impressionen

Hier findest du ein paar anonyme Fotos von unseren Treffen sowie Kreatives in Form von selbst gestalteten Bildern und Texten.

Triggerwarnung! Manche der Bilder und Texte haben Triggerpotenzial und können schwierige Erinnerungen oder Gefühle auslösen. Bitte achte auf dich und schau, was dir gut tut.

Fotos

Bildergalerie

Texte

Niemand

Niemand
von Helga Maria Davy

Niemand hat damit gerechnet
dass dieses Ding
das so reglos fest verschnürt
im Gestrüpp eurer Dornenhecke hing
dass dieses Ding
plötzlich Leben spürt
 und sich rührt
und sich ans Licht kämpft
als Schmetterling.

Ich sehe dich

Ich sehe dich
von Jessica

Ich habe da ein Gefühl
Da ist jemand
Doch ich sehe keinen
Mich lässt das Gefühl nicht los

Ich gehe dich suchen
Ich finde dich nicht
Doch da
Unter einem Glas
Wie die ewige Rose
In die Schöne und das Biest.
Winzig klein eine Silhuette
Von einem Menschen,
Glaub ich, ich bin mir nicht sicher.

Ich gebe nicht auf.
Ich hole mein Fernglas
Ja ein Kind liegt dort,
Am Boden zerstört
Ich sehe dich
Du hältst deine Ohren zu,
Strampelst mit den Beinen
Ich sehe die Tränen in deinen zusammen gekniffenen Augen
Dein Mund weit aufgerissen, als würdest du schreien, aber man hört dich nicht.

Was hat man dir angetan?

Ich versuche das Glas anzuheben,
Ich bring es keinen Millimeter hoch, es wiegt Tonnen.
Ich finde einen Hammer und möchte es zerschlagen,
Es bekommt nicht mal einen Kratzer….
Ich versuche alles um Dich zu befreien
Doch nichts hilft.

So bleib ich enttäuscht neben dir sitzen.
Und ich warte…
Ich beobachte dich
Doch du siehst mich nicht.
Du hast deine Haltung, dein Tun, nicht verändert.

Die Zeit vergeht
Aus meiner Wut, Ärger, Enttäuschung wird Mitgefühl.
Ich bemerke dass dir dort drinnen
Sehr kalt sein muss.
Ich setze mich näher zu dir und versuche das Glas zu wärmen mit meinen Händen.
Auf einmal schmilzt das Glas, als würden meine Hände brennen.
Endlich kann ich zu dir durchdringen.

Du erstarrst als du bemerkst dass das Glas nun eine Öffnung hat.
Siehst mich endlich an.
Der Schock muss tief darüber sein.
Dein Mund weit aufgerissen.
Du wischt dir deine Tränen aus den Augen, in denen die Angst liegt.
Versuchst aufzustehen.
Schnell verdeckst du deine Wunden mit deiner Kleidung.

Ich strecke meine Hand zu dir.
Du versuchst auf meine Hand zu klettern.
Voller Schmerzen und immer wieder rutschst du weg.
Du hast es endlich geschafft.
Kraftlos liegst du in meiner Hand.
Ich nehme dich aus dem Glas
Auf einmal legt sich ein Zauber auf dich.

Das winzig kleine Kind
Liegt nun in Menschensgröße in meinem Schoß.
Ganz glücklich und zufrieden liegt das Kind und schläft in meinen Armen.

Ich liebe dich ich hasse dich

Ich liebe dich ich hasse dich
von Helga Maria Davy

Ich liebe dich – ich hasse dich!
kommst du mir nahe, flüchte ich.
Bist du mir fern, so sehn ich mich
nach dir und locke dich und reize dich.
Doch küsst du mich, erschrecke ich
und voller Panik schreie ich
geh weg von mir du Ungeheuer
du wirst bezahlen teuer
für deinen Übergriff: Ich hasse dich!
Ich liebe dich!
Nach deinen Armen dürste ich
doch hältst du mich zu fest, erdrückst du mich
und zeigst du deine Leidenschaft
stoß ich dich weg mit aller Kraft
um dich dann später sanft und warm
einzuladen in den Arm
der Liebe und der Lust
und drücke dich an meine Brust
und voll Verzweiflung flüstre ich:
Ich fass es nicht!

Ob es möglich ist

Ob es möglich ist
von Helga Maria Davy

Ob es möglich ist, dass einer mich fragt
wie’s mir geht, und nicht klagt
wenn er warten muss
bis sein Kuss
angenehm mir und nicht bedrohlich
der allmählich
sich nähert und Abstand gewährt?

Ob es möglich ist, dass einer mich will
und dass er mich still
in den Armen hält und sagt, hab nur Mut,
ich bin auf der Hut.
Kannst dich verlassen auf mich
ich hüte dich
vertrau mir und sei unbeschwert!

Ob es möglich ist, dass Nähe mich nicht erschlägt
dass einer mein Zögern erträgt
meine Angst, meine Scheu
der jeden Tag neu
mir zur Seite steht bis mein „Nein“
in „Vielleicht“ sich verwandelt und dann
ihn plötzlich begehrt?

Ob es möglich ist, dass jemand so liebt?
Ich weiß, dass es dich gibt.

Wer sind WIR?

Wer sind WIR?
von Jessica

Wir-die Stumm sind
Wir-die nicht gehört werden möchten
Wir-die alles vergessen wollen
Wir-aus denen Opfer gemacht wurden
Wir-die wie Täter dagestellt werden
Wir-die für alles kämpfen müssen

WIR – finden hier eine Stimme
WIR – finden hier Worte
WIR – finden hier Verständnis
WIR sind WIR

Wir können nicht die Welt verändern, aber wir können durch gemeinsame Gespräche, durch hinschauen, durch zuhören
Für uns und für andere da sein, zur Seite stehen, Kraft und Liebe schenken.

Scher dich zum Teufel

Scher dich zum Teufel
von Helga Maria Davy

Scher dich zum Teufel, alter Wicht
will nie mehr sehen dein Gesicht
nie mehr schau’n in diese Fratze
nicht mehr spüren deine Tatze
nie mehr küssen diesen Mund
der so schleimig wie ein Hund
hässlich bist du ganz und gar
fett dein Bauch und grau das Haar!

Fahr zur Hölle, alter Wicht
dass dein blödes Grinsen bricht
möcht’ dich schlagen, möcht’ dich kneten
möcht auf deine Füße treten
möcht’ dich kratzen, dich bespucken
nie mehr deinen Speichel schlucken
eklig bist du ganz und gar
fett dein Bauch und wirr das Haar!

Fahr zur Hölle, alter Wicht,
will nie mehr sehen dein Gesicht
nie mehr deine Stimme hören
nie mehr deinen Körper spüren
schwer und hart auf meinem drauf
schier erdrückt von deinem Bauch
mickrig bist du ganz und gar
nie mehr wirst du mir Gefahr
!

Verloren im Nebel

Verloren im Nebel
von Helga Maria Davy

Sie öffnet die Tür und prallt zurück. Der Raum dahinter – ist es überhaupt ein Raum? – ist voller Nebel. Ein schimmernd weißes Gewölk quillt ihr entgegen, eine undurchdringlich scheinende Masse, dicht und schwerelos zugleich. Vergebens suchen ihre Augen und Hände etwas Erkenn- und Greifbares zu orten, auch kein Laut ist zu hören, kein Geruch zu erfassen, an dem sie sich orientieren könnte.

Zu Tode erschrocken will Marie die Tür wieder schließen, aber es ist zu spät. Da ist keine Tür, ja nicht einmal ein Türrahmen mehr, alles ist bereits vom Nebel verschluckt, oder vielleicht sogar Teil dieses Nebels geworden.

Und es wird noch schlimmer, denn auch der Boden, das Einzige, was ihr noch Sicherheit gegeben hat, der Boden unter ihren Füßen beginnt sich aufzulösen, sie verliert den Kontakt unter ihren Füßen. Zuerst spürt sie es als eine gewisse Leichtigkeit, ein recht angenehmer Zustand eigentlich, als hätte ihre Fastenkur endlich den erwünschten Erfolg gebracht. Aber allmählich wird dieser Zustand ihr unheimlich, denn die anfängliche Leichtigkeit steigert sich in immer größere Gefühllosigkeit, ja, nachdem der Boden vollständig verschwunden ist, scheint es, als ob sich auch ihr Körper selbst aufzulösen begänne, so weit, bis sie nichts mehr spürt, und ins Leere greift, wenn sie sich selber berühren will.

Nur ihr Geist ist hellwach und präsent geblieben. Und nun, da sie um ihren Körper keine Angst mehr zu haben braucht und folglich auch keine Furcht hat zu fallen oder sich zu stoßen, gleitet sie in diesen Nebel hinein. Auch ihre Augen scheinen zu funktionieren, denn sie sieht dieses schimmernde Weiß, das manchmal dichter erscheint und manchmal durchlässiger, und an manchen Stellen vermeint sie schemenhaft Umrisse, Gestalten, sogar Bewegungen zu erkennen.

Da sammelt sie all ihre Konzentration auf eine dieser Stellen. Und siehe da, der Nebel wird dünner, und die Umrisse nehmen immer mehr Gestalt an. „Mama!“ will Marie erstaunt rufen, aber sie hat keine Stimme.
Da ist tatsächlich die Mutter in ihrer Stube. Jung sieht sie aus, aber blass und verhärmt, und um sie scharen sich Maries Geschwister, und – ja tatsächlich! – da ist auch Marie selber, als etwa 8jährige. Sie steht ein wenig abseits, als gehörte sie nicht dazu, und schaut in die Ferne. Marie kann ihre Einsamkeit förmlich sehen. Es ist das Jahr, in dem ihr Vater wegen einer schweren Krankheit in einem weit entfernten Krankenhaus liegt.

Schon zerfließt das Bild im Nebel, und Marie überlässt sich diesem wieder. Gleitet ziel- und gefühllos weiter durch wabernde Wolken aus Watte und Dunst. Würde sich ein weiteres Bild auftun?

Und tatsächlich: Der Nebel lichtet sich und da ist auch die kleine Marie wieder. Geborgen liegt sie in den Armen ihres Vaters, der heimgekehrt ist, und sie ist alleine mit ihm. „Du bist mein einziger Schatz“, flüstert er. „Was täte ich nur ohne dich? Ohne dich wäre mein Leben sinnlos. Du und ich, wir gehören zusammen, nur wir, hörst du? Wir zwei müssen immer zusammenhalten, versprich es mir!“ „Alles verspreche ich, wenn du nur immer bei mir bleibst! Ich gehöre dir, dir ganz allein!“ hört sie noch die kleine Marie schwören, bevor das Bild mit dem Nebel wieder verschmilzt.

Ein neues Bild taucht auf und wird scharf: Der jüngere Bruder, zornerfüllt, mit verkniffenem Mund, geht auf Marie los und will sie würgen. „Ich hasse dich!“, ruft er, „ich hasse dich!“ Die Mutter, etwas abseits, grinst verstohlen. „Das sag ich dem Papa!“, ruft das Mädchen wütend. „Blöde Petze, Petze, Petze!“ hallt es in Maries Ohren, noch lange, nachdem der Nebel sich wieder geschlossen hat.

Der Zustand des Schwebens ist ein eigenartiger: Nicht nur, dass sie ihren Körper nicht spürt, sie empfindet auch keinerlei Gefühle. Nüchtern, ja nahezu teilnahmslos schaut sie die Bilder, die sich eines nach dem anderen ihr offenbaren: Marie an Papas Hand im Wald Pilze suchend, Marie beim Abtrocknen des Geschirrs, das Mama ihr schweigend reicht, Marie im Streit mit ihren Brüdern, Marie in der Schule, Marie in ihrem Zimmer und wieder und wieder Marie mit Papa, der sie beschützt, verwöhnt, ihr schmeichelt und sie zur Mitwisserin seiner Sorgen und Geheimnisse macht.

Schließlich ist sie des Umherstreifens müde.

„Wo bin ich, wer bin ich, was bin ich eigentlich?“, fragt sie sich und ihr Durch-den Nebel-Gleiten gerät immer mehr in ein Taumeln, ein Stolpern, ein wirbelndes Sich-um-die eigene-Achse drehen, und der Nebel dringt in sie ein, durch sie hindurch, bis in ihr Gehirn, sodass das vormalig so klare Bewusstsein sich zu trüben beginnt, und zugleich wird das Gewölk dichter und dichter, einer undurchdringlichen Mauer gleich stellt es sich ihr entgegen, versperrt ihr den Weg, wohin sie sich auch wendet, mittendrin befindet sie sich jetzt, mittendrin in einer zähen grauen schweigenden Masse, die sich ihrer bemächtigt, an der sie zu ersticken droht.

Und erst jetzt, angesichts dieser tödlichen Gefahr, erwacht plötzlich ein Gefühl in ihr: Todesangst ist es. Todesangst, die nicht der Nebel auslöste, Todesangst, an die sie sich mit einem Mal erinnert, ohne ein Bild dafür zu finden, denn, das weiß sie plötzlich, da ist etwas hinter diesem Nebel, etwas, das der Nebel verdeckt, möglicherweise sogar in wohlmeinender Absicht, etwas, das noch schrecklicher ist als dieses Schweben im Nichts.

Doch aus dieser Todesangst heraus wächst auch eine Kraft, die Kraft der Verzweiflung ist es, die ihren Geist zwingt zu schauen, sie fixiert die Nebelwand, wie ein Brennglas richtet sie ihren gesamten Willen auf einen Punkt und diese geballte Willenskraft brennt tatsächlich ein Loch in die graue Masse und da sieht sie es:
Sie sieht das Mädchen, das schwebend an der Zimmerdecke hängt, abwesend, gleichgültig, starr und mit leerem Blick. Und Marie folgt diesem Blick und sieht, was sie nicht sehen will, und muss doch hinschauen. Sie muss es schauen, und will es doch nicht sehen und ihre Willenskraft erlahmt und sie sehnt sich nach dem Nebel, der all das, was nicht sein darf, wieder zudecken würde, gnädig sie vor dem Wissen schützend.
Aber es ist zu spät:
Wer einmal die Wahrheit geschaut hat, kann sie nicht mehr verleugnen und kein Nebel der Welt ist imstande, Wissen und Erkennen zu verdecken oder gar aufzulösen. Aber manchmal löst sich das Erkennen vom Wissenden und so ist es auch bei dem Mädchen, das an der Zimmerdecke hängt: Es schaut und sieht nicht. Es sieht und erkennt nicht.

Marie schlüpft neben das Kind. Sie schaudert. Woher kommt diese plötzliche Kälte?
Da bemerkt sie die Wand. Nebel, ja, wie überall, aber hier ist der Nebel gefroren, und er bildet eine feste undurchdringliche Eiswand, die sie trennt von dem Bild, auf das sie beide starren wie durch eine dicke Scheibe aus milchigem Glas. Die Wand gibt ihnen Schutz, doch zugleich erkennt Marie, dass diese Kälte das Mädchen erstarren lässt, es vom Leben trennt und von der Liebe.
Vergebens versucht sie, Kontakt zu ihm herzustellen. Sie stellt sich vor die Wand, winkt ihm zu, haucht es an, aber der Blick des Mädchens bleibt ausdruckslos, scheint durch sie hindurchzugehen, weiter auf das Geschehen hinter der Wand gerichtet, ohne zu sehen.

Und da geschieht etwas in Marie:
Sie spürt.
Sie spürt, was das Kind nicht spüren will, nicht spüren kann, nicht spüren darf, weil es daran zerbrechen würde.
Sie spürt seine Verzweiflung hinter der Starre, sie spürt die Ausweglosigkeit, die Angst und Ohnmacht und fühlt das Entsetzen in sich selber aufsteigen. Entsetzen, das sich um ihr Herz legt wie eine eiserne Klammer, so eiseskalt, dass es sich wie Feuer anfühlt und sie zu verbrennen droht. Es presst ihren Brustkorb und raubt ihr den Atem und Marie taumelt und will schon ohnmächtig aufgeben, da erhascht sie einen Blick des Mädchens und dieser Blick spricht von Hoffnung, Bitte und Flehen um Erlösung.

Da dreht sich Marie wieder zur Wand und nimmt all ihre Kraft zusammen und schaut hin. Schaut den Mann, der keuchend über dem Kind ist und schaut das Kind, das wie tot unter ihm liegt, unfähig sich zu wehren, unfähig, Einhalt zu gebieten, unfähig zu verstehen, was dieser geliebte Mensch an ihm verbricht, unfähig den Schmerz zu empfinden, den jener ihm antut.

Aber Marie ist fähig. Marie ist fähig zu erkennen und zu fühlen, was da passiert, und etwas in ihr fängt an zu beben. Winzig klein zuerst, in der tiefsten Schicht ihres Beckens zittert und vibriert es und breitet sich aus, Wellen gleich, die ein ins Wasser geworfenes Steinchen bildet, und diese Wellen füllen ihr Becken aus, schaffen sich ein kraftvolles Fundament, steigen dann auf und bringen auch ihr Zwerchfell zum Schwingen, und weiter steigt das Beben aufwärts und als es sich in der Brust ausdehnt, stoßt es an die eisigen Klammern, die das Herz umfangen und es bebt weiter und überträgt sich auf die Klammer, ganz heiß wird diese durch die Vibration, so heiß, dass sie allmählich weich wird und schließlich loslässt und das Herz freigibt und trotz des Schmerzes, der Marie jetzt überfällt wie ein grausames Raubtier, lässt sie das Vibrieren weiter zu und es erreicht ihre Kehle und als es sich durch die Stimmbänder zwängt, entringt sich ihnen ein Schrei. Ein Schrei, so gewaltig, so machtvoll, so entfesselt, wie sie nie geschrien hat, und dieser Schrei enthält alles, was das Kind nicht auszudrücken vermag und während Marie schreit, mit ihrem ganzen Sein schreit, spürt sie, wie ihre Knochen vibrieren, ihre Muskel sich spannen, ihre Haut sie umfängt und ihr Körper wieder Gestalt annimmt.

Und Marie schreit weiter, ihr ganzer Körper schreit und brüllt den Schmerz hinaus, und sie greift nach der Hand des Mädchens an ihrer Seite, das nicht mehr teilnahmslos schwebt, sondern plötzlich mitschreit und beide brüllen gegen die Wand und da fängt die Wand an zu zittern und es knirscht, wie wenn Glas sich an Glas reibt, und es entstehen Sprünge und Marie und das Mädchen schreien weiter, bis die Wand mit einem Donnern in tausend Splitter zerbirst und da erwacht das Kind auf der anderen Seite der Wand aus seiner Ohnmacht und schaut und schreit grell auf. Und der Mann, der gerade noch geglaubt hat, ein willfähriges Opfer unter sich zu haben, erschrickt heftig und rappelt sich bestürzt auf und weicht zurück und flüchtet voller Entsetzen über sich selber und über seine verlorene Macht.

Marie aber, die große Marie mit der anderen Marie, die gerade noch unbeteiligt an der Decke geschwebt ist, eilt hin zu dem Kind und sie nimmt es in die Arme und da verschmelzen die beiden Kinder und werden wieder eins. Und während die große Marie noch die kleine in den Armen hält und so froh ist über den erlösenden Kontakt, und während die Kleine immer mehr aus ihrer Erstarrung erwacht und ihr Schreien in ein heftiges Weinen übergeht, beginnt der Nebel sich still und leise aufzulösen, unbemerkt zuerst von den beiden, die so innig beieinander stehen.

Dann aber hebt die große Marie ihren Kopf und schaut. Und so wie jetzt ihr Blick den ganzen Raum erfasst, spürt sie auch jede einzelne Zelle ihres Körpers und offenbart sich ihr jeder Winkel ihrer Seele, und sie erkennt, warum sie geworden ist wie sie ist, nimmt es an und ist bereit, weiter zu gehen.

Und jetzt endlich kommt auch die Tür wieder zum Vorschein, und die Tür ist offen.
Da nimmt Marie das Kind an der Hand und führt es hinaus aus dem Raum.

Und draußen scheint die Sonne.

Wenn es gut ist

Wenn es gut ist
von Helga Maria Davy

Wenn es still ist
ist es gut
wenn es still ist
fass ich Mut
öffne meine Ohren weit
höre hin und bin bereit
Wenn es still ist
ist es gut
.

Wenn es hell ist
ist es gut
wenn es hell ist
fass ich Mut
schaue hin was einst geschah
schaue hin und nehm’ mich wahr
wenn es hell ist
ist es gut.

Wenn es warm ist
ist es gut
wenn es warm ist
fass ich Mut
streife meine Hüllen ab
wage mich zu zeigen nackt
wenn es warm ist
ist es gut.

Wenn du da bist
ist es gut
wenn du da bist
fass ich Mut
breite mein Arme aus
fühle mich bei dir zu Haus’
Wenn du da bist
ist es gut.